Translate

11.10.2016

Durch die Drakensberge 7



Wie meistens, bin ich auch heute wieder vor Sonnenaufgang unterwegs. Mit 11 Stunden Dunkelheit ist die Nacht lang genug, so dass, wenn es dann hell wird, ich darauf brenne, zu starten...
Es geht steile, vom Tau durchnässte Grashänge empor. Auf einer Felsgruppe sitzt eine Horde Bärenpaviane. Zwar habe ich diese Tiere bereits einige Male in den Drakensbergen gesehen, aber diese lassen mich erstaunlich dicht an sich herankommen. Ob es daran liegt, dass sie sich aus ihrer erhöhten Position sicher fühlen?




                                         Bärenpaviane in den Felsen

Erst als ich meine Wanderstöcke am Rucksack festmache um das letzte Stück zu klettern, entfernt sich die Horde langsam. Wie immer sind viele Jungtiere dabei, aber auch kräftige Männchen, die sogar einen Leoparden das Fürchten lehren können...

Während ich zunächst noch im Schatten laufe, hat weiter oben die Sonne sich bereits durchgesetzt und ich kann einen weiten Ausblick  über die kilometerweit in einem weiten Bogen den Rand des Plateaus bildenden Klippen genießen.



                                                  Blick zum Plateaurand

Mit den Felsen habe ich das steilste Stück hinter mir gelassen und wandere langsam aufsteigend durch die weiten Grasflächen auf den Pass mit der Centenary Hut zu, die ich ja schon gestern gesehen hatte. 


Weglos nach oben








                              Kleiner Fotograf in weiter Landschaft

Obwohl die Hütte lediglich eine Ruine ist, haben zahlreiche, meist junge Wanderer ihre Zelte in der Umgebung aufgestellt. 



                               Centenary Hut

Zu meiner Überraschung treffe ich hier die drei jungen Südafrikaner wieder, die ich gestern getroffen hatte. Sie erzählen, dass der Aufstieg aus dem Tal für sie ziemlich anstrengend war, sie dann aber irgendwann den Contour Path wieder gefunden haben. Das Zelten auf dem windausgesetzten Plateau bei der Hütte war wohl eine eher kalte Angelegenheit...Heute planen sie Mafadi zu besteigen, eine der vom Plateaurand aufragenden Spitzen.


             Ich treffe die Südafrikaner von gestern wieder

Dicht am Plateaurand, macht der Contour Path heute wieder seinem Namen alle Ehre, da er nie in die zahlreichen Täler hinabführt, sondern stets in weitem Bogen in den Hängen um sie herum traversiert. Wie immer in den Drakensbergen ist daher die tatsächliche Entfernung die man zurücklegt, viel größer als die direkte Luftlinie. Zunächst begegne ich noch vielen anderen Wanderern. Dabei scheint das zu Fuß unterwegs sein, in diesem Land hauptsächlich eine Aktivität der Weißen zu sein, aber einige wenige schwarze Wanderer laufen auch auf dem Weg. 




                       Der Contour Path traversiert die Hänge

Nach einiger Zeit ist der Weg nur noch schlecht zu verfolgen. Offenbar wollen alle Leute, die von der Hütte aufgebrochen sind, zu den Gipfeln am Plateaurand, nach relativ kurzer Zeit ist es wieder so einsam, wie ich das aus den Drakensbergen kenne...
Schließlich habe ich den Pfad mal wieder verloren, was aber kein Problem ist, da ich ohne Probleme weglos, das relativ kurze Gras hier durchqueren kann.
Gegen Mittag erreiche ich Bannerman's Hut, eine offene Steinhütte, die noch intakt ist. 8 Leute können hier schlafen, ehemals war das Gebäude sogar mit einer Küche und Toilette versehen!




                                       Bannerman Hut

Der Pfad wendet sich jetzt langsam aber sicher ab vom Rand des Escarpments und strebt weiten Graslandschaften zu.



                           Abschied vom Plateau

Obwohl das weite Grün eigentlich auf das Wild sehr einladend wirken müsste, sehe ich auch heute Nachmittag lediglich zwei kleine, scheue Antilopen. Wahrscheinlich war das ganz anders zu der Zeit, als nur die San die Drakensberge bewohnt haben...Na ja, ich bin jedenfalls glücklich, meine Wanderung in den Golden Gate Highlands begonnen zu haben, wo ich zumindest eine kleine Idee von diesem ehemaligen Tierparadies erhalten habe. Wahrscheinlich spielt Wilderei in den Drakensbergen noch eine große Rolle, daher sieht man nur wenige, scheue Tiere.



              Es fehlen nur die Tiere in dem grünen Paradies...

Ursprünglich hatte ich vor die Drakensberge bis zum Sani Pass zu durchqueren. Dabei hatte ich aber deutlich die Distanzen und das teilweise schwierige Gelände unterschätzt. Meine Zeit in Südafrika geht langsam dem Ende entgegen, daher beschließe ich, meine Wanderung am Giants Castle Camp morgen zu beenden.
Da ich noch einmal ein wildes Lager in den Drakensbergen genießen möchte, schlage ich mein Zelt schon recht früh am Abzweig nach Giant's Castle auf. Daher habe ich noch Zeit zu einem ausgedehnten Spaziergang, ohne mein übliches Gepäck. Ich denke über die vergangenen zwei Wochen nach, und weiß, dass mich die Drakensberge sehr beeindruckt haben. Im Grunde sind sie mit keinem anderen Gebirge das ich kenne zu vergleichen! Während ich vom Rand des Lesotho Plateaus tolle Ausblicke hatte und einer intakten Hirtenkultur begegnet bin, hat mir die einsamere südafrikanische Seite mit ihren weiten Graslandschaften, bizarren Sandsteinfelsen und tief eingeschnittenen Tälern noch besser gefallen.


Mein letztes Lager


Zum Sonnenuntergang, der die Wolken über dem Steilabfall erst orange, dann lila und schließlich aschgrau färbt, bin ich wieder an meinem Zelt.






                    Sonnenuntergang über dem Plateau

Bei klarem Himmel bläst morgens ein scharfer Wind, so dass ich beim Zeltaufbau darauf achten muss, dass mir die Nylonbahn nicht davonfliegt! Während der Mond sich langsam verabschiedet, steigt schon bald die Sonne empor.



       







                               
                   

Allerdings dauert der Sturm nur eine halbe Stunde lang. Anschließend darf ich noch einmal das klare Licht über der weiten Landschaft genießen, während ich in Richtung des Giant Castle Camp laufe.




                                     Ein toller Morgen

Oft grenzen Abschnitte mit hohem, gelben Gras an fast golfplatzartige Rasenflächen. Die Erklärung hierzu ist, dass in den Drakensbergen die Nationalparkverwaltung mit kontrollierten Feuern arbeitet. Diese fördern den frischen Grasaufwuchs und sollen die Ausbreitung von wirklich großen, zerstörerischen Bränden verhindern. Das merkwürdige Streifenmuster entsteht also durch das Mosaik aus abgebrannten Flächen und von den Feuern ausgesparten Zonen.

                                      Das Feuermanagement prägt die Landschaft

Bereits gegen 8.30 erreiche ich das Giant's Castle Camp. Ein lustiges Schild warnt vor Krähen, die hier offenbar eine Vorliebe für Scheibenwischergummi haben...


Krähen die Scheibenwischer lieben...

Heute ist Ostersonntag, daher ist verständlicherweise ziemlich viel los. Leider gibt es keinen Zeltplatz, sondern es wird in komfortablen Chalets übernachtet. 

                                Giant's Castle Camp

Die größte Attraktion hier ist ein zwei Kilometer entfernter, großer Felsüberhang mit zahlreichen Felsbildern. Diese darf man aber nur im Rahmen einer Führung betrachten, die man vorab im Camp bezahlen muss. Natürlich will ich mir diese Attraktion nicht entgehen lassen und gehe daher, nachdem ich ein Chalet gebucht habe, zu der sogenannten "Main Cave".
Im Gegensatz zu den meisten Wegen die ich bisher in den Drakensbergen kennen gelernt habe, ist der Pfad in sehr gutem Zustand und auch die Beschilderung ist einwandfrei. Offenbar konzentriert der Nationalpark seine Mittel in der Nähe der Camps. Im großen Rest der Drakensberge scheinen dagegen die Wege schon seit langem nicht mehr unterhalten zu werden...
Zunächst gehe ich durch ein weites Tal um dann entlang des Two Dassie Stream durch eine schöne, bewaldete Schlucht mit hoch aufragenden Sandsteinwänden zu laufen. Anschließend geht es durch schattigen, ziemlich offenen Wald, der von Vogelstimmen erfüllt ist nach oben.


















                             Schattiger Wald auf dem Weg zur Main Cave

Die Führungen finden immer zur vollen Stunde statt, außer mir nimmt nur ein junges, südafrikanisches Akademikerpaar teil. Sandeka, eine Zulufrau, erklärt uns die auf zwei Überhänge verteilten Zeichnungen und wir erfahren auch sonst einiges über die  San, die hier ehemals Zuhause waren. Leider spricht sie sehr schnell, mit starkem Akzent, so dass ich vieles nicht verstehe. Die ältesten Bilder sind wohl 5000 Jahre alt! Das häufigste Motiv sind verschiedene Tiere, u.a auch der Leopard. 
Zeichnungen die zur Hälfte Menschen und zur Hälfte Tiere darstellen, sollen wohl die Schamanen zeigen, die die Zeichnungen angefertigt haben. Die meisten Bilder haben wahrscheinlich spirituellen Charakter, es wurden aber auch Ereignisse aus dem Leben, wie die Ankunft der weißen Siedler festgehalten.
Ich empfinde es als große Schande, dass die San hier vollständig ausgerottet, bzw. vertrieben wurden. Unglaublich, dass ihre mehrtausendjährige Geschichte vor nicht viel mehr als hundert Jahren zu Ende ging!


                   Sandeka gibt Erläuterungen zu den San

Gegen Mittag bin ich zurück im Camp und nehme erst einmal eine bitter nötige Reinigung an mir und meiner Kleidung vor...
Da mir der Wald im Two Dassie Tal so gut gefallen hatte, unternehme ich nachmittags einen weiteren Spaziergang dort hin. 
Das Wetter ist mit strahlend blauem Himmel wunderschön!


                       In der Nähe des Giant Castle Camp

In dem schönen Wald setze ich mich einige Male still hin, und hoffe darauf Tiere zu beobachten und zu fotografieren. 


                           Wunderschöner Wald

In den zerklüfteten Sandsteinwänden der Schlucht könnten überall Felsbilder sein, denke ich. Ich sehe einige kleinere Vögel, besonders gut gefallen mir aber die weiß gesprenkelten Tauben, die in den Baumkronen sitzen.


                          Hübsche Waldtaube

Als ich zurück zum Camp gehe, treffe ich das südafrikanische Paar von heute morgen wieder. Sie hatten das Glück einige Elenantilopen zu sehen!
Am nächsten Morgen heißt es Abschied zu nehmen von den Drakensbergen. Freundlicherweise darf ich mit einem Wagen der Parkverwaltung, der Angestellte zu ihrem Dorf bringt, mitfahren. Von dort benötige ich dann noch einige Stunden mit verschiedenen Minibussen bis ich wieder in Johannesburg bin.







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen